Waschbär gefunden, was tun?
- Abstandhalten
- Genau hinsehen (ein Handyvideo machen!)
- Nicht voreilig, aber mit bedacht handeln
Nur verletzte, kranke oder aus irgendeinem Grund hilflose Tiere benötigen Hilfe!
Gemäß der „Erläuterung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Umgang mit verletzten und kranken Wildtieren, die dem Jagdrecht unterliegen“ vom 29. September 2015 dürfen verletzte, verwaiste oder kranke Tiere zu einer Auffangstation oder einem Tierarzt gebracht werden. Es ist enorm wichtig nicht voreilig einen Waschbären, oder ein Junges in guter Absicht mitzunehmen. Das gilt generell für alle Wildtiere.
Leider sind meist sämtliche Auffangstationen voll und von Privat betreut. Die Kosten für Pflege und Tierarzt sind nicht zu unterschätzen. Es ist sehr schwierig eine geeignete Pflegestelle für einen kranken oder hilflosen Waschbären zu finden. Gib nicht gleich auf.
Wie sieht der Waschbär aus? Offensichtlich verletzt, schwach?
- Bewegt er sich sehr langsam oder wirkt er teilnahmslos?
- Ist das Jungtier alleine über viele Stunden oder gar über Nacht an derselben Stelle?
Befindet sich der Waschbär an einer Gefahrenstelle, die er selbstständig nicht verlässt oder verlassen kann?
- Mit Handschuhen, Decke, Handtuch oder ähnlichem vorsichtig das Tier in einen Karton/Box o.ä. legen und diese sichern
- Den nächstgelegenen Tierarzt anrufen und aufsuchen
- Wärmen! Mit z.B. Wärmflasche, oder PET-Flasche wärmen ca. 38Grad (Unterkühlung) nicht zu heiß!
- Nicht versuchen zu füttern oder Wasser/Milch einzuflößen
- Vor Kindern und eigenen Haustieren fernhalten
Ist der Waschbär scheinbar unverletzt, nicht hilflos aber zeigt folgendes:
- Augen und/oder Fell sind verklebt, verkrustet
- Es ist ein dauerhaft alleine gelassenes unversehrtes Jungtier
- Untypisches Verhalten
Kontaktiere eine der aufgelisteten Stellen oder eine dir bekannte Tierschutzorganisation oder Tierschutzverein und erkundige sich nach dem weiteren Vorgehen.
Adressen von anerkannten Auffangstationen erhält du hier:
- Regierungspräsidium Darmstadt (06151-12 0)
- Regierungspräsidium Gießen (0641-303 0)
- Regierungspräsidium Kassel (0561-106 0)
Eine Übersicht aller Veterinärämter in Hessen findest du hier
Weitere Anlaufstellen:
- https://ighw-waschbaer.de/contact/
- Auf der der Seite des Wildtierschutz Deutschland finden sich folgende Kontakte für unser PlZ –Gebiet
- 34431 Marsberg-Essentho, Greifvögel, Eulen und andere Wildtiere, T 02992 86 84
- 34519 Diemelsee Terra Mater e.V. | Nothilfe für Haus- und Wildtiere, T. 0173-81 01 483
- 35423 Lich heimische Wildtiere, info@tierfreund-lich.de
- 36205 Sontra T: 05653 917 75 90, Notruf T 0160 99 66 33 29, Reptilien (auch Gefahrtiere), Amphibien, Wirbellose, Fische, Greifvögel, Krummschnäbel, heimische Wildtiere
- 38542 Leiferde verletzte, hilflose oder beschlagnahmte artengeschützte Wildtiere (alle Vogelarten, Reptilien, Amphibien und Säugetiere), Storchenauffangstation, T. 05373.66 77, M. 0172.54 30 410
Weitere nützliche Infos:
- https://tierschutz.hessen.de/sites/tierschutz.hessen.de/files/2022-11/faltblatt_wildtiere_final2.pdf
- http://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/01946.html
- https://tierheim-marburg.de/tier-gefunden-was-tun/#Wildtiere
Waschbär Aufzucht und Haltung
Waschbären sind keine Haustiere, trotzdem kommen oft verwaiste Jungtiere in Menschobhut.
Wie bei allen Wirdtierwaisen müssen je nach Tierart, Milch und Aufzuchtsituation stimmen, die Versorgung artgerecht und zum Wohle des Tieres erfolgen. Häufig versterben Jungtiere durch den Selbstversuch, aus falscher Tierliebe heraus die Jungtiere selbst groß zu ziehen.
Nehme bitte entsprechend Kontakt zu einer professionellen Auffangstation auf, die dich bezüglich der richtigen Erstversorgung der Tiere berät.
Kosten
Waschbären in Gefangenschaft können so alt wie ein Hund werden. Die Kosten für Pflege und Tierarzt sind nicht zu unterschätzen.
- Kosten für Materialien: Holz, Drahtgitter, Bodenbelag, Dach, eventuell eine Höhle oder ein Baum. Diese muss über die Jahre erneuter und ausgetauscht werden.
- Kosten für Arbeitszeit: Eigenleistung oder die Kosten für einen Fachmann zum Bau und der Instandhaltung des ausreichend großen Geheges.
- Kosten für Futter: Von der Aufzucht der Welpen mit teurer Spezialmilch über die tägliche, abwechslungsreiche Ernährung der erwachsenen Bären
- Kosten für Zubehör: Futternäpfe, Spielzeug, Wasserquellen, Unterschlupfmöglichkeiten.
- Kosten für Tierärztliche Versorgung: Kastration, Impfungen und mind. 2x im Jahr Entwurmungen
Der Förderverein Wildgatter schätz die Kosten für die oben genannten Posten mit Gesamtkosten pro Jahr: Minimum: ca. 23.000 € – Maximum: ca. 24.600 €
Da hier Personalkosten mit einbezogen werden bleiben an laufenden Kosten pro Waschbär pro Jahr in ehrenamtlicher Pflege in etwa: Minimum: ca. 5.000 € – Maximum: ca. 6.600 €
- Kostenaufstellung für die Haltung eines Waschbären für ein Jahr: Sicheres, strukturiertes Gehege mit Kletter- und Wasserbereichen, Kletterstrukturen, Verstecke: 5.000 – 15.000 €
- Erstausstattung: Futterstationen, Schlafplätze, Beschäftigungsspielzeug: 500 – 1.000 €
- Laufende Kosten pro Jahr:
- Futter: Abwechslungsreiches Futter wie Obst, Gemüse, Insekten, Fleisch, Pellets: 3.500 – 4.000 €
- Gehegereinigung und Instandhaltung: Regelmäßige Reinigung, Gehegewartung, Austausch von Einstreu: 800 €
- Tierarztkosten: Regelmäßige Gesundheitschecks, Impfungen, Parasitenkontrolle: 200 €
- Unvorhergesehene Tierarztkosten Verletzungen, Krankheiten: 200 – 800 €
- Pflege und Beschäftigung: Einrichtungs-Materialien Spielzeug, Beschäftigungsangebote: 100 – 300 €
- Personalaufwand: Arbeitszeit für Pflegepersonal (Fütterung, Reinigung, Beschäftigung): 18.000 €
- Sicherheitsmaßnahmen: Wartung und Verbesserung von Sicherheitsvorkehrungen ausbruchssichere Zäune, Überwachung: 200 – 500 €
Quelle(n) und weitere Infos:
- https://ighw-waschbaer.de/der-baer-im-tierschutz/haltung-und-auszucht
- https://wildgatter-hildesheim.de/services/waschbaer/
Rechtliches
Waschbären haben ein Imageproblem und sind ungern gesehene Gäste
Tiere stehen in Deutschland unter einem Lebens-, Wohlbefindens- und Unversehrtheitsschutz. Ungeachtet der Einstufung als invasive Tierart gebührt auch dem Wildtier Waschbär nach dem Deutschen Tierschutzgesetz Schutz, denn Tierschutz gilt für alle Wirbeltiere gleichermaßen. Im Umgang mit Wildtieren sind auch naturschutzrechtliche Verpflichtungen des Landes zu beachten: Wildlebende Tiere sind nach Maßgabe der europa-, bundes- und landesrechtlichen Vorgaben zu schützen. So sind nach Bundesnaturschutzgesetz § 45 Absatz 5 von den Ländern Stellen zu benennen, bei denen kranke, verletzte
und hilflose Wildtiere abgegeben werden können.
BUNDESJAGDGESETZ (BJagdG)
Der Waschbär wird zwar im Bundesjagdgesetz nicht aufgeführt, dennoch gilt für ihn wie für alle jagdbaren Tiere der § 22 Abs. 4 BJagdG: „In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbständigwerden der Jungtiere die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere, auch die von Wild ohne Schonzeit, nicht bejagt werden.“
- 28 a BJagdG entbindet den Jagdausübungsberechtigten darüber hinaus, jene Managementmaßnahmen zu invasiven Arten durchzuführen, die über die „zulässigen jagdlichen Methoden und Mittel“ hinausgehen. In diesem Fall kann dann die zuständige Behörde die Ausführung übernehmen bzw. an einen Dritten übertragen.
HESSISCHE JAGDVERORDNUNG (HJagdV)
Über die in § 2 Abs. 1 BJagdG genannten Tiere hinaus unterliegt der Waschbär in Hessen dem Jagdrecht (§ 1 Abs. 1 HJagdV). Adulte Tiere dürfen vom 1. August bis 28. Februar bejagt werden, juvenile seit Februar 2020 wieder ganzjährig (§ 2 HJagdV). Für die Fangjagd dürfen ausschließlich Kasten- und Röhrenfallen (Lebendfanggeräte) mit den Mindestmaßen 130 x 25 x 25 cm (L x B x H) eingesetzt werden, die 2mal täglich kontrolliert werden müssen.
Wenn auch Totschlagfallen in Hessen seit Juli 2021 verboten sind, steht außer Frage, dass die Tiere auch in diesen Lebendfallen massiven psychischen Stress erleiden und es bei panischen Fluchtversuchen nicht selten zu erheblichen physischen Verletzungen kommt. Da die Fangjagd in Hessen im Hinblick auf die Jagdstrecken ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spiel, stellt sich die Frage, warum sie überhaupt noch zugelassen ist.
Nachhaltige Populationsregulierung
Die Jagd auf ohnehin bereits weit verbreitete Arten ist weder wirksam noch zielführend – das haben sowohl die EU-Kommission als auch die deutschen Bundesländer in ihren gemeinsam erarbeiteten Management- und Maßnahmenplänen eindeutig festgehalten.
Stattdessen wäre ein flächendeckendes Sterilisationsprogramm eine deutlich effektivere, ethische, nachhaltigere und tierschutzgerechtere Lösung. Solche nicht-tödlichen Maßnahmen sind von der EU-Kommission ausdrücklich erlaubt und werden beispielsweise in Italien bereits erfolgreich bei Nutrias angewendet.
Waschbären sind empfindsame, hochintelligente und soziale Tiere, die Vertrauen und Zuneigung gegenüber Menschen zeigen und der Gesetzgeber hat leider bisher verpasst eine friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Waschbär zu fördern die das Leid der Tiere vermindert.
Irrtümer
DER WASCHBÄR BEDROHT UNSERE HEIMISCHE TIERWELT
Tatsächlich gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür.
DER WASCHBÄR HAT KEINE SCHEU VOR MENSCHEN
Tatsächlich leben Waschbären eher heimlich und werden erst durch menschliches Fehlverhalten zu „Problembären“.
DER WASCHBÄR VERMEHRT SICH IN DEUTSCHLAND IMMER SCHNELLER
Tatsächlich werden immer mehr Waschbären Opfer der Jagd, doch steht dies kaum in Korrelation mit ihrer tatsächlichen Anzahl.
Quelle(n) und weitere Informationen: