OP Bericht 2023-04-22

Larissa Pitzen

22.04.2023, 08:56 Uhr

Münchhausen. Mit wedelndem Schwanz und leichtem Winseln begrüßt Dana ihre Gäste, als wolle sie sagen: „Kommt doch rein, oben gibt’s frischen Kaffee.“ Doch so frei, wie sie sich nun in ihrem Haus und dem riesigen Garten fühlt, fühlt sie sich erst seit ein paar Jahren. Denn sie stammt aus einer Tötungsstation in Rumänien.

Ihr zukünftiges Frauchen Christel Linne hatte schon vor ihr zahlreiche Hunde.

Ihre Vorliebe: Schäferhunde. Doch als sich ihre Hündin Cora im Dezember 2020 für immer verabschiedete, wusste sie sofort: „Ich brauche wieder einen Hund.“ Da ihr Mann krankheitsbedingt nicht mehr laufen kann, sie sich aber weiterhin bewegen möchte, suchte sie nach einen neuen Wegbegleiter. Dieses Mal sollte es allerdings kein Schäferhund sein: „Der Schäferhund ist mir mittlerweile zu stark“, sagt die 75-Jährige, „ich brauch‘ etwas Kleineres.“

Vertauscht: falsches Tier in Biedenkopf angekommen

Über eine Bekannte vom Hundeplatz erfuhr sie von der „Hundehilfe

Hinterland“. Der Verein holt regelmäßig Hunde und andere Tiere aus dem Ausland nach Biedenkopf und vermittelt sie nach einem Aufenthalt in einer Pflegestation an ein neues Zuhause weiter. Linne erfährt, dass ein Transport mit mehreren Hunden zeitnah in Deutschland eintreffen soll. Mit Marita

Müller, der ersten Vorsitzenden des Vereins, hält sie deshalb engen Kontakt.

Max sollte es sein, ein kleiner dunkler Rüde.

Doch als die Hunde dann bei Müller ankamen, herrschte Verwirrung: „Wir hatten zwar die Papiere von Max, aber er selbst war nicht da, dafür war Greta dabei“, sagt sie. Max landete stattdessen in Pirmasens, wo Greta eigentlich hinsollte. Die Hündin wurde von Hundefängern in die Tötungsstation und im Anschluss von der international agierenden Organisation Tierhilfe Hoffnung in das Smeura-Tierheim in der Stadt Pitesti gebracht. Dort betreuen sie fast

6.000 Hunde. Müller rief Linne an und fragte, ob sie den kleinen Schäferhund-Mix auch nehmen würden. Linne willigte ein: „Was ein Glück, dass sie vertauscht wurde, das ist genau das, wonach ich gesucht hatte“, sagt Linne.

Danas Eingewöhnung

Nachdem die richtigen Papiere da waren, durfte Dana – ehemals Greta – kurz vor Heiligabend zum ersten Mal ihr neues Zuhause begutachten. „Das war das schönste Weihnachtsgeschenk, was ich je hatte“, sagt Frauchen Christel Linne, „seit Tag eins läuft sie bei Fuß und sucht bewusst den Körperkontakt“, sagt sie.

„Es ist erstaunlich, was für eine Bindung die Tiere immer wieder aufbauen können, auch wenn sie vorher durch die Hölle gegangen sind“, sagt Tierschützerin Müller. Gerade für ehemalige Straßenhunde, wie die mittlerweile fünfjährige Dana, ist die Umgewöhnung gar nicht so leicht: „Viele haben Probleme mit Treppenlaufen oder mit Türen, weil sie das vorher einfach nicht kannten“, sagt Müller. Übung sei da das Beste. „Dana hat das alles super gemacht“, lobt sie.

Problematisch ist nur das Autofahren: „Immer, wenn sie merkt, dass es zum Auto geht, wird sie zurückhaltend“, sagt Linne. Mit ein bisschen Übung und viel Leckerchen wird das auch noch klappen, da ist sich Müller sicher.